Der Begriff „Ovulation“ fällt oft in Gesprächen über Kinderwunsch und Familienplanung, doch die komplexen biologischen Abläufe dahinter bleiben häufig unklar. Dabei ist das Verständnis dieses physiologischen Schlüsselmoments essenziell – nicht nur für Paare mit Kinderwunsch, sondern für das allgemeine Körperbewusstsein jeder Frau. Biologisch betrachtet ist der Eisprung der Prozess, bei dem eine reife Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt wird und sich auf den Weg zur möglichen Befruchtung macht.
Welche Hormone steuern den Eisprung?
Dieser Vorgang geschieht nicht zufällig, sondern ist das Ergebnis einer fein abgestimmten hormonellen Kommunikation. Chemische Botenstoffe signalisieren den Fortpflanzungsorganen exakt, wann sie aktiv werden müssen. Drei Hauptakteure bestimmen dieses Szenario:
- Östrogen: Eine Gruppe von Hormonen, die für die Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale (wie Brustentwicklung) und die grundlegende Zyklusregulation verantwortlich ist.
- Progesteron (Gelbkörperhormon): Dieses Hormon dominiert die zweite Zyklushälfte. Es bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor und ist essenziell für den Erhalt einer Schwangerschaft.
- Luteinisierendes Hormon (LH): Es ist der eigentliche Auslöser. Ein plötzlicher Anstieg des LH-Spiegels gibt das Startsignal für die Freisetzung der Eizelle.
Die 4 Phasen des Menstruationszyklus
Um den idealen Zeitpunkt für eine Empfängnis zu identifizieren, lohnt sich ein Blick auf die Chronologie des Menstruationszyklus. Dieser beginnt mit der Menstruationsphase, in der die alte Gebärmutterschleimhaut über einen Zeitraum von drei bis sieben Tagen abgestoßen wird. Darauf folgt die Follikelphase: Unter dem Einfluss des follikelstimulierenden Hormons (FSH) reifen im Eierstock Follikel heran, die Östrogen produzieren und den Wiederaufbau der Schleimhaut einleiten.
Die dritte Phase ist der Ovulationszeitpunkt selbst. Etwa in der Zyklusmitte löst der erwähnte LH-Anstieg den Eisprung aus. Nach der Freisetzung ist die Eizelle nur für eine kurze Zeitspanne von etwa 12 bis 24 Stunden befruchtungsfähig. Findet keine Befruchtung statt, folgt die Lutealphase. Hier wandelt sich der leere Follikel in den Gelbkörper um, der Progesteron produziert. Bleibt eine Schwangerschaft aus, sinken die Hormonspiegel, und der Zyklus beginnt von neuem.
Wann ist die Fruchtbarkeit am höchsten?
Obwohl die Eizelle selbst nur kurz überlebt, ist das Zeitfenster für eine mögliche Empfängnis deutlich größer. Dies liegt an der Vitalität der Spermien, die im weiblichen Körper – unterstützt durch fruchtbaren Zervixschleim – bis zu fünf Tage überleben können. Die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft besteht daher in den Tagen unmittelbar vor dem Eisprung sowie am Tag der Ovulation selbst.
Für Paare mit Kinderwunsch empfehlen Experten häufig, in diesem Zeitraum etwa alle zwei Tage Geschlechtsverkehr zu haben. Dennoch ist Geduld gefragt: Selbst bei gesunden Paaren kann es mehrere Zyklen dauern, bis eine Schwangerschaft eintritt. Dies ist ein normaler biologischer Vorgang und kein unmittelbarer Grund zur Sorge.
Menstruation oder Eisprung: Der Unterschied
Es ist wichtig, die funktionellen Unterschiede der Zyklusereignisse zu kennen. Während der Eisprung die biologische Chance auf eine Schwangerschaft eröffnet, signalisiert die Menstruation das Ende dieser Möglichkeit für den aktuellen Zyklus. Die Blutung ist der Beweis, dass keine Befruchtung stattgefunden hat und der Körper sich auf einen neuen Versuch vorbereitet.
Eisprung berechnen: Die Kalendermethode
Zur Bestimmung des Ovulationszeitpunkts greifen viele auf die Kalendermethode zurück. Bei einem regelmäßigen Zyklus lässt sich der voraussichtliche Eisprung rechnerisch ermitteln, indem man vom erwarteten Beginn der nächsten Periode 14 Tage zurückrechnet. Diese Methode setzt jedoch einen stabilen Zyklus voraus. Da Zykluslängen zwischen 24 und 34 Tagen variieren können, dient diese Rechnung oft nur als Orientierungshilfe. Das Führen eines Zykluskalenders oder die Nutzung von Ovulationstests kann die Genauigkeit erhöhen und dabei helfen, die Signale des eigenen Körpers besser zu deuten.